andersneu
die sehnsucht des capitano clemente (16)

capitano ochsenfrosch lachte, dass die goldkronen blitzten. mit der marika rögg würde es ein leichtes sein, das schiff von capitano clemente einzuholen.

aber erstmal würde er sie fahren lassen, sollten sie sich sicher wähnen. direkt vor wundubar würde er sie schnappen und kurzen prozess machen. dann wird man nicht mehr vom tollen capitano clemente reden, dann wird es nur noch heissen: capitano ochsenfrosch! herr der sieben meere!

er lachte noch lauter.

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die sehnsucht des capitano clemente (15)

capitano clemente konnte nicht einschlafen in dieser nacht. der auftrag des mannes mit dem dreispitz, würde er ihn erfüllen können? auf was hatte er sich eingelassen? hatte er nicht die verantwortung?

maat hein konnte nicht einschlafen in dieser nacht. wie er sich ärgerte über heinz. ...heinz, heinz, der doofe heinz. er konnte ihn nicht ausstehen!

heinz erging es nicht anders, sein ärger über maat hein hielt ihn noch stunden wach.

miranda konnte ebenfalls nicht einschlafen. sie hatte dem capitano immer noch nicht gesagt, dass yippino mit an bord war. naja, eigentlich müsste er sich das auch denken können.

einer der mitreisenden aber schlief gar nicht. und wenn wir dabei gewesen wären, hätten wir sehen können, wie um mitternacht eine gestalt über das deck zu den hinteren stauräumen schlich, sich eine laterne nahm und lichtzeichen sandte.

blink, blink, blink, lauter zeichen. die nacht draussen über dem meer war doch nicht so schwarz, wie sie schien.

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die sehnsucht des capitano clemente (14)

maat hein holte mit dem schrubber aus. heinz konnte ihm gerade noch in den arm fallen.

"palamède plumeau! ...gestatten!"

der mann, beim genaueren hinsehen ein älterer herr mit schön gelocktem weissen backenbart, klopfte sich den staub vom cape.

"habe ich etwa geschnarcht? eine untugend von mir. ich muss mich entschuldigen." elegant verbeugte er sich vor dem capitano und den matrosen, "ah, und ich sehe, wir haben eine dame an bord!" einen kleinen schritt vorwärts tänzelnd ergriff er mirandas hand und platzierte einen luftkuss zwei millimeter über mirandas fingerknöchel.

"kann etwas erhebender und erhellender sein als der anblick einer dame kurz nach dem erwachen, der anblick einer geselligen runde tapferer und schlichter männer? ...ich frage euch!"

"sir, nicht ihr fragt uns, sondern wir fragen euch, um das gleich einmal klar zu stellen", unterbrach capitano clemente den redestrom des schnarchers, "was habt ihr auf meinem schiff verloren?"

"ja, genau, was macht der hier", riefen till und tull, "und was heisst hier schlicht?"

"er meint, dass wir doof sind", sagte maat hein.

"naja, nicht doof, eher einfach gestrickt", versuchte heinz richtig zu stellen.

"ich kann gar nicht stricken! aber ich kann ihn mal ordentlich vor die brust stossen!" rief zinedinho zidanho.

"meine herren, meine herren, ich sehe, ich habe euren unmut erregt. wie herrlich auch der anblick halbzorniger männer, einem fremden misstrauend aus gutem grunde! doch höret erst meine worte, die meine, zugegebermassen, seltsame vorstellung auf eurem braven kahn der hoffnung zu tiefster befriedigung komplettieren werden!"

"sir, macht nicht so viele reden, erklärt uns jetzt, warum ihr hier seid", kürzte der capitano ab.

"mein edler capitano", palamède plumeaus backenbart schien sich vor lauter begeisterung noch mehr zu kräuseln, "ich bin zu eurer verstärkung gesandt, als beobachter auch, erinnert euch an euren besucher aus amsterdam!"

"ihr seid ein freund des mannes mit dem dreispitz?"

"ganz recht, capitano, ganz recht. ein freund!" palamède plumeau lächelte.

"ich weiss nicht, was ich von euch halten soll, sir. aber vorerst bleibt ihr an bord. wir wollen morgen weiter sprechen, es ist spät."

"wenn er so viel isst, wie er redet, wird es schwierig mit den vorräten", sagte maat hein.

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die sehnsucht des capitano clemente (13)

"chrrrr...chrrrr...chrrrr...hapüh."

tatsächlich. der capitano hörte es auch. es kam aus dem bett, und in dem bett lag niemand. er kniete sich auf den boden und lugte vorsichtig unter das bett. und siehe da, da schlief jemand und schnarchte friedlich zwischen staubmäusen.

"dies bedarf der aufklärung", murmelte capitano clemente und rief die matrosen und miranda zusammen.

"so, wer kann mir das, bitte, erklären? wer ist das? wie kommt er an bord?"

maat hein, der zur verteidigung gegen den geheimnisvollen schnarcher einen schrubber mitgebracht hatte, sagte:

"sir, ich kann ihn da raus scheuchen. dann soll er es uns selbst sagen!"

"du kannst ihn doch nicht so erschrecken", sagte heinz, "sicher gibt es eine einfache erklärung. und wer so schnarcht, kann kein schlechter mensch sein."

"chrrrr...chrrrr...chrrrr...hapüh."

"ach heinz, und wie schnarchen dann schlechte menschen?" maat hein schnaufte verächtlich.

"du scheuchst ihn mit dem schrubber raus, und ich ramm ihm dann meinen kopf gegen die brust! dann fällt er um!" zinedinho zidanho lachte.

"als du das das letzte mal gemacht hast, war das richtig bescheuert. du lässt das!" sagten till und tull kopfschüttelnd.

"chrrrr...chrrrr...chrrrr...hapüh."

"ich bin eben temperamentvoll, nicht so weichgekocht wie ihr", erwiderte zinedinho zidanho gekränkt.

"willst du damit sagen, wir seien weicheier?" till und tull stemmten die arme in die hüften.

"chrrr...hicks."

"seid mal still", sagte miranda, "er wacht auf!"

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die sehnsucht des capitano clemente (12)

"capitano?" maat hein zupfte den in die karten vertieften capitano clemente am ärmel.

"in eurer kabine schnarcht was. wir wissen nicht, was es ist. es kommt aus dem bett."

"wie, es schnarcht was?", der capitano rieb sich die augen und machte noch schnell eine notiz. "es wird wohl jemand im bett liegen. geh und schmeiss ihn raus. das ist mein bett."

"es liegt niemand im bett. aber es schnarcht. das bett!"

"kann doch nicht sein. stör mich nicht bei meinen berechnungen und schau noch einmal."

"capitano, mir ist das unheimlich."

"...dann wirds wohl der klabautermann sein. dass matrosen aber auch immer hinter jeder ecke ein gespenst sehen", der capitano legte ein grosses lineal auf die karte und rechnete weiter.

maat hein blieb nichts übrig, als wieder zu gehen. sollte der capitano doch selber sehen. er würde die kabine jedenfalls nicht mehr betreten.

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die sehnsucht des capitano clemente (11)

"ich bin nummer neun!"

wie von unsichtbaren fäden gezogen, wandten sich alle köpfe um. der matrose, der sich "nummer neun" nannte, schob sich in die mitte der gruppe. er trug einen groben tuchrock, eine geblümte schürze darüber, geknöpfte stiefel und sah, tja, man muss es wohl aussprechen, ganz und gar wie miranda aus.

"miranda!"

"capitano, ich will mit!"

"miranda!"

"capitano, ihr könnte mich nicht zurück lassen!"

"miranda!", rief der capitano zum dritten mal entsetzt.

"capitano, was bildet ihr euch eigentlich ein! ich putze und koche und stopfe jahrelang für euch und halte euch die leute vom leib. ich setze mich jeden sonntagabend und alle weihnachten und langweiligen sylvester zu euch, wenn die einsamkeit über euch zusammenschlägt. und jetzt, wo es mal um etwas wirklich wichtiges geht, da wollt ihr mich einfach zurücklassen. pfui, capitano!"

"miranda, ich..." der capitano errötete.

"guck mal, ne frau", sagte zinedinho zidanho.

"ist doch gar nicht schlecht, dann macht wenigstens einer die doofe stopfarbeit. ...und kocht." maat hein nickte.

"bist du bescheuert?", giftete heinz maat hein an, "sie hat doch schon jahrelang gekocht und gestopft. jetzt will sie endlich mal raus! ...aber du kannst das natürlich überhaupt nicht verstehen!"

"haha!", maat hein spuckte einen klumpen priem in richtung heinz, "aber du kannst das natürlich super verstehen. ein richtiger frauenversteher bist du! ein frauenversteher!"

heinz schwoll der kamm, aber ehe es zu einer tätlichkeit kommen konnte, die wohl zu ungunsten beider streitparteien ausgegangen wäre, warf miranda ein:

"ich bin ein guter steuermann. stopfen könnt ihr selber."

der capitano aber, der, wie es sich für einen richtigen capitano gehört, während des streites, ganz im vertrauen darauf, dass sich bestimmte dinge auch ohne sein zutun regeln würden, seinen blick auf den horizont gerichtet hatte, rief plötzlich:

"leinen los! die sonne geht auf! wir haben keine zeit mehr!"

und sie sprangen alle. währemd sie die taue rollten und auswarfen, geschickter als spinnen durch die wanten kletterten, knoten knüpften und wieder lösten, den wind prüften (wieder und wieder den wind prüften), die grossen segel ausrollten, die kleinen segel geschickt ausrichteten, während einer dem anderen in die hand arbeitete, sangen sie das alte, berühmte lied, das sie immer sangen, wenn es in eine neue richtung losging. wenn der wind wie beim allerersten mal in die nase schoss:

zu neuen ufern, wir entern die wanten,
schon läuft unser schiff aus dem hafen.
wir setzen die segel und ziehn unerkannt
während an land alle schlafen.
wir wecken die wellen und atmen die nacht,
und über uns leuchten die sterne.
die segel stehn voll und es geht ohne fracht
auf den flügeln der zeit in die ferne.

leinen los und heiß die segel!
fahr mit uns auf unsern wegen!

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die sehnsucht des capitano clemente (10)



"rhabarber!"

"wie, rhabarber?"

"rhabarber, sir!"

"er heisst rhabarber, sir, das ist sein name", wandte maat hein sich erklärend an den verwunderten capitano clemente, "man weiss nicht, warum er so heisst. und er selber hats vergessen."

"so, so", murmelte der capitano. "also, noch einmal eure namen: maat hein, klaas, piet, till und tull, zinedinho zidanho, heinrich und ...rhabarber."

hier meldete sich heinrich zu wort: "wenn es euch nichts ausmacht, sir, ich möchte lieber heinz genannt werden. ist auch kürzer."

"mich könnt ihr auch zinedine zidane nennen, sir", warf zinedinho zidanho ein, "das würde mir nichts ausmachen."

"nein, nein", wehrte der capitano ab, "das könnte zu verwechslungen führen."

"apropos verwechslungen", sprachen till und tull wie aus einem munde, "wir legen höchsten wert darauf, genau unterschieden zu werden. die ewige zwillingsgleichmacherei hat uns schon eine harte kindheit beschert!"

"ich werde mein bestes geben", versicherte der capitano.

"sir, findet ihr nicht", brachte sich maat hein ein, "dass man hein und heinz sehr leicht verwechseln kann?"

heinrich warf einen bösen blick in richtung maat hein.

"aber das ist doch kein problem", der capitano fühlte sich nun doch ein bißchen unwohl, "heinrich ist heinz, und du bist maat hein. das sollte doch gehen. ich zähle übrigens nur acht matrosen, nummer neun fehlt."

"nummer neun?", maat hein zuckte mit den achseln, "kenn ich nicht. nie gehört." auch die anderen, klaas, piet, till und tull, zinedinho zidanho, heinrich und rhabarber schüttelten die köpfe. "komischer name auch", ergänzte rhabarber.

da klang eine feine stimme aus dem hintergrund:

"ich bin nummer neun."



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die sehnsucht des capitano clemente (9)


wenn in den gassen noch nicht so viel los war, wenn die händler gerade erst anfingen, ihre stände aufzubauen, wenn frühmorgens die sonne die dunklen häuser in ein sanftes orange tauchte, später kurz in ein glühendes, und ihnen dann die ockere farbe gab, die sie tagsüber beibehielten, ausgenommen die mittagsstunde, in der sie sie ins fahle bleichte (man sah dann allen schmutz, alle flecken, alle risse), um am späten nachmittag das spiel rückwärts zu spielen, nur schneller (die sonne ging schneller unter als auf, war es nicht so, oder lag es an seiner wahrnehmung, lag es an ihm, weil das tagesende ihn nicht mehr so interessierte, weil er müde war und wieder ein bisschen älter), wenn die farben zurück wechselten, vom fahlen ins ockere ins kurz glühende, vom glühenden ins sanfte, dann wieder dunkelheit.

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die sehnsucht des capitano clemente (8)



"er kann es nicht selbst gewesen sein, das glaube ich einfach nicht", miranda schüttelte den kopf. "obwohl, dem aussehen nach.....ich sah mal ein bild von ihm, als ich noch eine stelle in der hofküche hatte, es wurde ja viel über seine gedanken gesprochen. es könnte schon sein...."

der capitano, der unruhig in der küche hin- und herlief, wusste auch keine antwort. rätselhaft war das ganze. "er sagte, er käme aus amsterdam, nicht? ...giovanni. john locke hält sich im moment in den niederlanden auf, das ist bekannt. die englischen wirren haben ihn mit seinem dienstherren shaftesbury ins exil getrieben. er war schon vorher politisch aktiv, er ist ein gut informierter mann, wer weiss, wie die kanäle laufen...."

"und trotzdem, kannst du dir vorstellen, dass er selber....", miranda überlegte, "dass er selber herumfährt und die fäden zieht?"

"nein", antwortete der capitano, "das kann ich mir nicht vorstellen. aber vielleicht ist es einer seiner anhänger. man wundert sich, wer ihn alles liest. es geht bis in die höchsten kreise hinauf. dass ich damals nicht einfach in den königlichen kerkern verschwunden bin, hatte vielleicht auch damit zu tun. man sagt, die schwester des königs sei eine grosse verehrerin von ihm."

"capitano, ich glaube, du würdest gerne fahren, nicht?" miranda sah die grosse aufgewühltheit clementes.

"es wäre das richtige", der capitano nickte. "aber was, miranda, sind die konsequenzen? ...sagen wir mal, ich schaffe das. ich bin schneller da als capitano ochsenfrosch mit seinem kriegsschiff. wir warnen die menschen, sie verstecken sich....und dann stehen wir da. dann stehe ich da mit meiner kompletten mannschaft und dem schiff, und was mache ich dann? ein zurück wird es für uns nicht mehr geben. wir werden niemals mehr nach genua zurück können, so eine geschichte wird sich nicht verbergen lassen."

"wir könnten einfach auf wundubar bleiben", sagte miranda.

"wir?", der capitano schüttelte erstaunt den kopf, "willst du mitfahren, miranda? das geht doch nicht! eine frau auf einem schiff ist doch völlig unmöglich, und ausserdem, du würdest alles aufgeben müssen, alles!"

"och, so viel wär das ja nicht", miranda zupfte verlegen an ihrem kopftuch.

"nein, miranda, ausgeschlossen. ich werde fahren, aber allein."

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die sehnsucht des capitano clemente (7)



miranda und yippino starrten den fremden gleichermassen verbüfft an, besuch bekam der capitano so gut wie nie. yippino fielen sofort die ausgeprägten augenbrauen des mannes auf, bestimmt konnte er sie wie raupen zusammen ziehen, wenn er böse war. ausserdem hatte er eine lange pferdenase, die ihm etwas trauriges und feines zugleich gab. wie bleich er ist, dachte miranda bei sich und stuppste yippino an, den capitano zu holen.

"the home of capitano clemente, i presume?" der fremde nahm seinen dreispitz ab und lächelte überraschend freundlich.

miranda nickte dem mann zögerlich zu, wenigstens war er höflich.

"sire, sie verlangten nach mir?" auch der capitano, der in die küche trat, schien irritiert.

"sah ich euch nicht heute morgen in den bureaus des hafenamts?"

"ganz richtig, ganz richtig", erwiderte der fremde. "der zufall, obwohl, vielleicht würde ich es nicht zufall nennen wollen, wenn ihr mich genau fragtet, aber: der zufall wollte es so."

"sire, nennt mir euren namen, mit wem habe ich es in eurer gestalt zu tun?" die irritation des capitanos steigerte sich.

"ihr habt recht, ich bin furchtbar unhöflich. ein gentleman von gutem namen bin ich, so sicher, wie auch ihr, capitano, ein gentleman von guten namen seid. doch kann ich euch meinen namen nicht nennen, denn das verbieten die umstände. umstände, die ihr sofort verstehen würdet, wenn ich sie euch erklärte, doch machen sie gerade eine erklärung unmöglich, diese umstände. ich will nur so viel sagen......ich komme geradewegs aus amsterdam!"

jetzt strahlte der fremde den capitano an, so, als müsste dieser endlich erkennen, mit wem er es zu tun hätte und ihn begeistert in die arme schliessen. doch dem capitano, der sonst mit einem recht ordentlichen gesichter- und namensgedächtnis ausgestattet war, wollte nicht einfallen, wer das nun wieder war.

"lieber capitano", der fremde gab sich sehr verbindlich, "...wisst ihr was, nennt mich giovanni. ja, giovanni, das wäre schön."

der capitano überlegte. ...giovanni? eindeutig war dieser mann ein engländer. und er kam aus amsterdam. wo er aber eigentlich auch nicht hingehörte. egal, er hatte nie etwas gegen verrückte gehabt, und dieser mann war eindeutig ein bisschen verrückt. aber falls er sich als unangenehm erweisen sollte, könnte er ihn immer noch mit links aus seiner küche herausbugsieren, besonders stark sah er nicht gerade aus.

"sire, langer rede kurzer sinn: was führt euch zu uns?"

"mein herr, es geht um etwas, was ich, fast wie die alten griechen, nur wiederum ganz anders, im modernen sinne, ihr versteht mich, mit demokratie beschreiben möchte."

"ach ja, demokratie", der capitano schluckte bei diesem wort, "vergesst es, sire, ich möchte euch nicht zu nahe treten, aber nichts kommt dabei raus, eine schöne idee, aber etwas für träumer, für übergebildete, für vom leben verprellte."

"erstens, unterschätzt nicht die macht und wirkung der ideen, capitano, und zweitens, habt ihr sie nicht selber einst verfolgt, die idee der demokratie? ich bitte euch, schmälert eure grösse nicht!"

der capitano errötete.

"...aber wenn euch der begriff demokratie nicht passt, dann können wir uns gerne auf den begriff freiheit einigen". giovanni räusperte sich und machte nun ein ernsteres gesicht, "freiheit finden immer alle gut, dehnbar wie ein strumpf, diese freiheit! ...wunderbar! ...aber ich schweife ab. eure geschichte, mein herr, hat sich herumgesprochen. und nicht nur auf den hafenämtern der welt. auch in den salons hat man eure handlungen diskutiert und ebenso an den höfen. aber ich erinnere euch gerne noch einmal, falls euer gedächtnis, euren taten unangemessen, das wesentliche mit dem unwesentlichem schon so vermischt haben sollte, dass ihr es selber nicht mehr wissen mögt. oder ward ihr nicht derjenige, der den befehl gab, abzudrehen und die segel zu streichen, als ihr mit euren männern vor wundubar lagt? überfallen hättet ihr sie sollen, die freien inseln, überfallen im namen des königs. und nichts dergleichen tatet ihr!"

"sire, das ist sicherlich wahr.....", bilder drängten sich dem capitano auf, bilder, die er lieber weiter unter verschluss gehalten hätte.

"der moment, der euch entscheiden liess, dieses volk zu sparen, diese menschen nicht zu versklaven, denn ja! was wäre es anderes gewesen als eine versklavung", giovanni lachte kurz und bitter, "dieser moment liess euch zu einem grossen mann werden, capitano!"

der capitano nickte langsam, "ach ja, genau, sir giovanni oder wie ihr euch nennt ....ein ganz grosser mann bin ich dadurch geworden! seht euch mal um bei mir, sieht diese küche so aus wie die küche eines grossen mannes? sehe ich aus wie ein grosser mann? man gibt mir keine schiffe mehr, ich bin in ungnade, es ist ein wunder, dass ich überhaupt noch lebe. wenn sich die schwester des königs nicht für mich eingesetzt hätte, aus einer merkwürdigen laune heraus, dann gäbs mich überhaupt nicht mehr. und ich will euch sagen, wie das passiert ist, damals vor wundubar. ganz einfach ist es passiert! ich konnte einfach nicht! ....die kanonen geladen, die gewehre angelegt....", dem capitano wurde schwindelig, gleichzeitig spürte er einen grossen zorn in sich aufsteigen. plötzlich sah er sie wieder, die bilder, die menschen von wundubar, wie sie über den strand liefen und fröhlich winkten, weil sie dachten, die schönen, grossen schiffe wären gekommen, um neuigkeiten und waren auszutauschen, er aber war gekommen, um...

"ich konnte einfach nicht. und ich will das nicht mit euch diskutieren!"

"das müsst ihr auch nicht, capitano, das müsst ihr nicht", giovanni lächelte wieder sein sanftes lächeln. "und ich bitte euch, hört mir noch ein bisschen weiter zu. der könig wird dieser tage wieder ein kriegsschiff aussenden in richtung wundubar. capitano ochsenfrosch wird es führen. ihr kennt capitano ochsenfrosch. er ist, in einem wort gesagt, ein schlächter. die menschen von wundubar müssen also so schnell wie möglich gewarnt werden. auf wundubar gibt es berge und höhlen, in die sie sich zurückziehen können. wir haben einen schnellen segler bereitgestellt, capitano. abfahrbereit im hafen. und wir möchten, dass ihr dieses schiff übernehmt und nach wundubar aufbrecht, die leute dort zu warnen. möglichst sofort."

"wer, wir? sire, für wen sprecht ihr eigentlich? ...wisst ihr eigentlich, was ihr da von mir verlangt!" die worte des fremden bedrängten den capitano, "für ein paar wilde soll ich mein leben, oder das, was davon noch übrig ist, aufs spiel setzen?"

"ich kann euch nicht sagen, wer ich bin, beim besten willen nicht. mein name darf in diesen zusammenhängen nicht genannt werden. ...glaubt mir doch einfach, capitano. dass die sache dringlichkeit erfordert, liegt auf der hand. und dass sie einen mann wie euch erfordert, liegt ebenso auf der hand. ...und wilde, sire, sind diese menschen nur wilde für euch? zugegeben, man mag sie natürlicher als wir es sind, nennen. und doch haben sie auf ihrer insel eine welt geschaffen, die der unseren, der zivilisierten, in vielerlei hinsicht überlegen ist. sie haben keinen könig, sie wählen jedes jahr ihre anführer und anführerinnen neu, männer und frauen haben die gleichen rechte, kinder werden geachtet. auf wundubar werden ideen umgesetzt, von denen wir hier nur träumen können. und diese ideen müssen geschützt werden! ...mein gott, ihr wisst das doch alles, capitano, ihr seid ein gebildeter mann, und ihr ward da, ihr habt es doch selber gesehen!"

der capitano schüttelte müde den kopf, zuviel wurden ihm die worte und das anliegen des fremden.

"ich werde es mir überlegen. kommt morgen wieder."

"so es morgen nicht zu spät ist", erwiderte giovanni und nahm seinen hut. als er schon fast zur tür hinaus war, wandte er sich noch einmal um, "capitano, sagt euch der name john locke etwas?"

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