andersneu

ab 35 wird man blöder. definitiv blöder. weiss plötzlich nicht mehr, wie man "renaissance" schreibt. und zitate und gedichtzeilen, die man immer konnte: weg.

die knochen fangen an zu knacken (dämliches gerüst, trag mich gefälligst).

aber, man kriegt viel schneller raus, wer krank im kopp ist und wer nicht.

klarer vorteil.

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ommeks nonchalante art, ihr gebiss wieder zurechtzuschieben, wenn es ihr bei längerer rede verrutschte, störte nie den flow ihres geschichtenerzählens. sonntags nach dem mittagessen, wenn die schnitzel aufgemampft und der erdbeerkompott weggelöffelt war, nahm sie sich die zeit. wenn sie nicht immer auf ihr böhmentum gepocht hätte, man hätt sie gut auch preussisch nennen können: erst die pflichten, dann das vergnügen. aber für uns enkel ganz herz, wobei man sagen muss, dass sie alle tricks beherrschte. wenn man sie besuchen kam, lief man gleich zu ihr, wurschtelte sich an ihre schürze und: ommek! ommek! hast du wieder eine schaaaaaatzkiste für uns, eine schaaaaaaatzkiste! eine art regelmässiges ostern, vor jedem besuch versteckte sie ein mit gekauften süssies gefülltes kästchen für uns in ihrer wohnung. damit war sie als ommek natürlich auf der sicheren seite, kontrahentin oma schlesien konnte da mit ihren ollen knedeln einpacken. aber mit oma schlesien konnte man auch nicht kuscheln und überhaupt, sie hatte nicht viel zu sagen ausser: iss doch noch a bisl.

ommek hatte eine menge zu sagen. und am liebsten nach dem mittagessen auf dem sofa. wie man auf so einem rosshaargepolsterten 50er-jahre-sofa thronen konnte, wie sie es tat, ist mir heute rätselhaft. unsern kinderhintern wollte das störrische ding ja nicht nachgeben, wir boppten erst eine weile darauf herum bis die schnitzelschwerkraft sich einstellte, und ommek, kerzengrad zwischen uns, mit dem erzählen anfing.

man muss es sich ritualhaft vorstellen, ich weiss nicht, wieviele sonntagmittage da drin stecken, hunderte. ommek hat die geschichten nie uns kindern erzählt, wir waren eben da. die geschichten gingen an die erwachsenen drumherum auf den ebenso unbequemen rosshaargepolsterten 50er-jahre-stühlen. wir kinder waren satt und süss und sicher, und wenn ommek sprach, schwiegen alle, auch die, die sonst an einem nörgelten.

ommek erzählt. wie sie nach dem befehl in 24 stunden nur das nötigste einpacken darf, und onkel peter, so klein, die ganze zeit schreit. wie oppek sich drei wintermäntel übereinander zieht und gar nicht mehr laufen kann vor lauter mänteln. wie sie das familiensilber herrn rokyta anvertraut. wie sie die fotos auswählt, die sie mitnehmen will. wie sie ihre leica auf den grossen esstisch legt für den, der sie findet. wie die russen oppek seine wintermäntel abnehmen und lachen. wie später an der grenze onkel peter von wanzen fast aufgefressen wird, und sie nicht rüberkönnen und warten müssen und so tun müssen, als seien sie komplett gesund wegen der bestimmungen. wie die niedersächsischen verwandten, die looserneider, wolfenbüttel, ha!, sie so richtig klein machen. wie oppeks erste nachkriegstabaksernte über nacht gestohlen wird. wie sie röckchen für ihre töchter aus kastanienblättern macht. wie herr rokyta das familiensilber, versteckt in den radkappen, 1952 über die grenze schmuggelt und unter einsatz seines lebens plötzlich angefahren kommt.

ferner crime für uns kinder, nahe geschichten für die traumatisierten erwachsenen um uns rum: so viel stummer bauchschmerz und konkret erfahrene angst.

sie erzählte immer ganz neutral, niemals "wie ging es mir schlecht". manchmal verrutschte ihr dann das gebiss dabei.

reiche schatzkisten-ommek.



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sonnenaufgänge. muss ich mal wieder machen, viel besser als indensternenhimmelgucken. mir fehlen noch welche in der wüste. das muss ganz wunderschön sein. am meer und im wald (birds, birds!) und auf obststreuwiesen und in grossstädtischen randbezirken und in den bergen und über den hannöverschen rüben hab ich schon.

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hausmeister knobloch als liebesbote:


"nu gehet se schon nuff, drobe im erschte schtock sitzt noch herr g. wisset se, der isch doch au wieder alleine. dem isch letztes joar die frau weggluffe, a ganz schmutzige gschicht war des, wisset se. und sie sind doch au singl, i bin ja neulich an ihrm haus vorbeifahre, da dacht i, noja, platz gnug hätt se ja, und i weiss des von ihra nachbarn, dass sie koi mann hän, nur so männliche gäscht, manchmal. jädenfalls soll ich ihna von herrn g. sage, dass sie die beiden letschten wärn, also, im gbäud, wegem schliessen un so. un eh sie heimgehn, solln sie doch noch mal zu ihm nuff. aber i mein, der hätt da a noch ebbes anners mit gmeint, der hat ä aug auf sie, also, des sag i ihna, un des bleibt under uns: jetzt schwätzet doch amal miteinand!"



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schweinehund vs. schweinemaus

ich wäre ja froh, wenn ich einen hätte, einen inneren schweinehund.

wissen sie, wenn ich ehrlich bin, dann habe ich höchstens eine innere schweinemaus, achwas, vergessen sie den zusatz schweine-, ich habe n u r eine innere maus. eine kleine, zartfellige, rotäugige, die sich sofort verkriechen möchte, wenn sie jemand auch nur anhustet. und ich finde ja, dass seine innere schweinemaus überwinden um vielfaches schwerer ist, als seinen inneren schweinehund zu überwinden.

so ein schweinehund!! wenn einmal entfesselt ...der kann eine menge bewirken. der ist fett und stark und kann notfalls auch richtig laut bellen. aber die innere maus? die sagt: piep! piep! mit schwächlichem, hohen stimmchen, wenn einmal ans licht forciert.

piep! habt ihr mich nicht lieb? ich mach doch alles recht, warum mögt ihr mich denn nicht. und warum seid ihr alle so gemein.

hachja.


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22.12.

betriebliche weihnachtsfeier, verordneter frohsinn, schlecht überspielte existenzangst bei den kollegen. stolz, unabhängig zu sein, aber müde. wunderschöner schneefall draussen. puderzuckerstille. wie vorsichtig und höflich die autos fahren. ein paar tage mit der familie verbringen, aus mitleid. mich vorher daran erinnern, den wunsch, mich fallenlassenzukönnen, nicht aufkommen zu lassen.
carte blanche für zwei wochen dann danach. gut.

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agapisa manam' agapisa,
pikrá i dhólita to metániosa.
pikrá i dhólita to metánosia,
ach, manúla mu dhe s' akusa.

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Sárközi Karikazó

De szeretnék köböl vizet csavarni
De szeretnék szép szeretöt tartani
Da ja széptet más is tudja szeretni
Meg köll a gyenge szivemnek hasadni.

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play a friendly with me.

wie schön es ist, alte freundschaften zu vertiefen.

wie schwierig es ist, alte freundschaften auslaufen zu lassen.

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freitags im hochsommer.

schulmüde.

kindermüde.

elternmüde.

unterrichts-, zuhör-, beratungs-, konfliktmüde.

lehrermüde eben.

was erwartest du, sagt beate, mein grosses pädagogenvorbild und eine teure freundin. im hin-und hergehen sagt sie es, der zweite bandscheibenvorfall, sitzen tut ihr nicht gut. was erwartest du. menschen sind anstrengend.

es ist so.

neulich habe ich fluchtpläne geschmiedet, innerlich. mir vorgestellt, wie das wäre, auf einer ruhigen, schönen sonneninsel zu sitzen. für immer. ein bisschen lesen und schreiben vielleicht. finanziert durch einen magischen lottogewinn oder so. ....und alle könnten mich mal gerne haben. und ich würde "distanz" in grossbuchstaben in den sand am strand schreiben und die flutwellen abwarten, die dann die buchstaben langsam weglecken.

und dann würden sie mir doch fehlen. diese ganzen bescheuerten, anstrengenden, dusseligen, normalen menschen.

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