andersneu

1 200 zitronengelbe hermann-miller-schalenstühle in der ph in karlsruhe. oder mehr? in der veranstaltungspause einen umgedreht, fast einen gestohlen.

2 mein vater hatte vom nächtlichen möbel-abbeizen so verätzte hände, dass eines tages eine ältere dame aus der gemeinde anfragen liess, ob man denn gegen seine lepra gar nichts tun könne. uns kindern brachte sie zum trost überreife bananen.

3 bevor mein vater im alleingang dem antikmöbel-wahn verfiel, huldigte er gemeinsam mit meiner mutter in den 70ern dem modernen möbel-wahn. miller, knoll usw. mir schnellte einmal die platte eines tulpenfusstisch in den kiefer, dem, höhenverstellbar, eine ungeheuer starke feder eingebaut war. seitdem habe ich verschobene schneidezähne.

4 neulich im kunstgewerbemuseum, meine mutter kichernd, guck mal, das hatten wir auch! und das! und das da!

5 alles abgewohnt und verschwunden. meine mutter lebt heute unbeschwert in ihrem sammelsurium.

6 mein vater bestand aber darauf, dass in seinem kranken- und sterbezimmer wenigstens der barocke hängeschrank angebracht würde.

7 ich drehe stühle in ph's um. auf der suche nach - wenn ichs nur wüsste.

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1 ein pfärd, ein pfärd, mein königreich für ein pfärd! endlich zu lernen, woher dieses geflügelte wort stammt (shakespeare, richard III.), verschaffte mir zwar ein wenig befriedigung, aber ansonsten wars traurig bei der peymann-premiere. dröge und wie nicht zu ende gearbeitet.

2 vor dem be bewegte megaphonisierte demonstranten, die gegen die iran-reise des ensembles protestierten. ich finde auch, dass man tyrannen besser nicht den kleinen finger reicht - andererseits: wenn nur ein einziger iranischer mensch dann im geschützten kunstraum ganz kurz mal ein wenig freier atmen kann, nur für ein paar momente aufatmen kann, weil andere etwas aussprechen, was für ihn selbst hochgefährlich wäre, so hat es sich schon gelohnt. mehr theater für den iran! und am besten stücke über ekelhafte tyrannen, die dann ekelhaft enden.

3 Why, I in this weak piping time of peace
Have no delight to pass away the time,
Unless to spy my shadow in the sun
And descant on mine own deformity.
And therefore since I cannot prove a lover
To entertain these fair well-spoken days,
I am determined to prove a villain
And hate the idle pleasures of these days.

4 richard III. ist das, was man eine paraderolle nennen muss. und den grossen ernst stötzner versanden sehen - das tat weh.

5 der ganze abend tat weh.

6 damit hatte ich so wenig gerechnet, wie damit, dass rolf hochhuth tatsächlich einen hohen hut trug. aus pelz. ich habs genau gesehen.

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1 Ich bin der festen Überzeugung, dass ich nach Parsifal Krebs kriege, wie Heiner Müller.

2 oh mein gott.

3 der erste geburtstag. sie schnitten ihr ein stirnlöckchen ab. dann durfte sie wählen, auf dem tisch lagen so viele gegenstände. ein kleines orakel für ein kleines mädchen. sie griff sich einen kugelschreiber, einen lippenstift und einen geldschein. große erheiterung. die sieht ziemlich gut aus, die zukunft.

4 we were not made in the dark.

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1 ich hielt die figur von bree vandekamp ja für am meisten überzeichnet, ihrer faszination konnte ich mich aber am wenigsten entziehen. jetzt ist es passiert! in meinem bekanntenkreis habe ich eine waschechte bree vandekamp identifiziert. gabrielles, lynettes und susans kennt jeder. ich bin sehr stolz. ich habe auch ein bißchen angst.

2 vor roland koch habe ich auch angst. das wird aber nicht besser.

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1 über nacht hat jemand den karnevalszug entführt, ich bin mir fast sicher. die bunten, herrentaschentuchgroßen fähnchen, die vermutlich derselbe jemand an leinen quer über die strasse gespannt hat, flappen spöttisch im morgenwind.

2 wahnsinnig hehre kunst, wahnsinniger grammatikzwang, sofort wahnsinnigen weihrauchkopfschmerz bekommen.

3 er dachte, wenn wir kinder hätten, wären sie groß und schmal und bekämen häufig migräne.

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1 ihr rechtes knie sei das einer sechzigjährigen, sagt sie. kernspin. ihr linkes knie sei aber ganz normal, sechzehn. auch habe ihr vater schon mit zwanzig die knie eines fünfzigjährigen gehabt. ebenso seien die knie ihrer mutter früh zu alt gewesen. es läge in der familie.

2 400 g Weizenkleie, 1-2 EL Maismehl, 1 Sauerkirschzweig

3 naja, wie man sich moderne kunst ausdenkt. paar nägel rein, paar schnitte rein, bißchen blut.

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1
Es ist ein altes Buch zu blättern, Athen-Oraibi, alles Vettern.

2
der alte mann redet auf die junge frau ein. wir sitzen alle im wartezimmer, heute ist notfalltag, es geht nicht voran. er redet und redet und redet, sie hört höflich zu. eine alte dame hat mühe mit ihrem mantel, die junge frau springt als erste auf und bietet ihre hilfe an. der redner mustert die junge frau überrascht. sie sind nicht von hier, oder? er verstummt und rückt mit seinem stuhl ab.

währenddessen ist am empfang ein lauter streit ausgebrochen. ein mann beschimpft die sprechstundenhilfe aufs gröbste. halts maul! weil er nicht gleich dran kommt. vor der schimpfkanonade in sehr deutlichem deutsch tat er eine weile so, als würde er nicht verstehen und radebrechte herum. die kultur, in der man nicht auf eine arztbehandlung warten muss, muss meiner meinung nach aber erst noch erfunden werden.

blieb nur zu denken: arschlöcher, einfach alles arschlöcher. ob schwarz oder weiss oder kariert.

3

(aussenminister a.d.)

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1 küchen im zwielicht. sofas mit spock-ohren. essen im freudenhaus.

2 prompt von prostituierter mit wasser beworfen worden (so doof wie wir muss man auch erst mal sein).

3 hans sahl bestellen und lesen. ich glaub, der ist toll. next year.

4 zwei paar neue schuhe.

5 goncourt ist und bleibt der beste.

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1 sie sei gerade auf einem astrologenkongress gewesen. anstatt mir aber die sterne zu deuten, wippt meine bahnsteigbekanntschaft auf den ballen (sie ist sehr groß und hat ein auffallend freundliches gesicht) und erzählt, sie werde weihnachten in einem kleinen hotel im harz verbringen. als musikalische entertainerin, sie verdiene sich so manchmal etwas hinzu.

2 wissen sie, diese riesenschleife ist ja ein symbol für chanel. und die leute und ich kommen da raus.

3 sie hätten dann leider keine karten mehr für die lesung von suzanne von borsody bekommen. dabei wollte sie unbedingt hin, denn ihr würde immer wieder gesagt, sie sähe suzanne von borsody sehr ähnlich. in dem moment wurde mir klar, dass sie tatsächlich wie suzanne von borsody aussieht. in dem moment wurde mir klar, dass ich vielleicht auch gern ein bisschen wie suzanne von borsody aussehen würde. ich werde nie mit berühmtheiten verwechselt. nur manchmal von hinten für jemanden anderes gehalten (hey sibylle! ...oh, entschuldigung.).

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1 frau muck erzählt, letzte nacht sei sie aufgewacht, weil sie sich plötzlich wie ein kochtopf fühlte. wie ein kochtopf voll brodelnden wassers. am nächsten morgen sei das wasser aber wieder beruhigt gewesen.

2 meine jacke sehe aus wie ein fürchterlich grünes steppbett, sagte wolfi, und mir wurde klar, dass ich den anschluß an die peergroup endgültig verpasst hatte. die nächsten wochen lief ich nach der schule in einem sicherheitsabstand von 20 metern hinter wolfi zum bahnhof. ich war ja die geschmacklose grüne daunenwurst. dann kam der winterschlußverkauf. meine mutter kaufte mir, oh wunder, noch eine jacke, zum reinwachsen. ich liess die grüne in den tiefen des kleiderschranks verschwinden und trug nur noch die neue, eine schwarze. vor dem musikraum zupfte mich wolfi eines tages am ärmel: "gute jacke!" wir wurden dann beste freunde. wolfi ist heute modedesigner, ich bin immer noch unsicher beim jackenkauf.

3 waterboarding. waterboarding. waterboarding.

4

ileana, ileana!

die grosse romica puceanu.

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