andersneu

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1 "Du gehst?", brüllen mir die Rosen vorm Haus zu, die dieses Jahr, nachdem sie das letzte Jahr eher gemickert sind, in Pracht und Feinheit, Schönheit und Fülle explodieren. "Ist uns doch egal!"

2 Wer aber kann schon von sich behaupten, er habe 10 Jahre in einem Haus mit einem Tonnengewölbekeller gewohnt, das mindestens bis ins 17. Jahrhundert zu datieren wäre? Neulich beim Scheunenrenovieren hat G. zwei Töpfe ausgegraben. Feine Tontöpfe, wohl erste Hälfte 19. Jahrhundert, in denen Nachgeburt bestattet wurde.

3 Wir ziehen demnächst in ein himmelblaues Haus.

4 Das himmelblaue Haus hat einen berlinischen Tonnengewölbekeller von 1900. Ich hab mal probeweise mit den Fingern über die Ziegel gestrichen. Porös, überraschend warm, muffig.

5 Im Hof liegt ein Asphaltdeckel. Das ist natürlich unschön, sagt der Vermieter.

6 "Aber Sie haben Wurzeln geschlagen!" sagt die Analytikerin und ich weine ein bißchen vor angenehmer Rührung.

7 Unser beruhigend langsam mahlendes Seelenwerk.

8 Das Pflaster, der Asphalt, die Steine, die Gehsteige, die Strassen, die anderen Häuser, die Brandmauern, die Balkone, die Kreuzungen, die Fahrradwege um das himmelblaue Haus herum.

9 Dichtbei ein ehemaliges Schlachthofgelände, auf das townhouses Reihenhäuser gebaut wurden, sehr beliebt. Und eine Grünfläche, auf der die Hunde von Punks und Neonazis miteinander spielen.

10 Stadtstaub.

11 "Die Schlacht gegen die Blattläuse müßt ihr demnächst alleine schlagen", sag ich zu den Rosen.

12 "Keine Sentimentalitäten", sagen die Rosen, "Time is up!"

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1 Er habe ja vorgehabt, bis 55 durchzuziehen und dann könne er machen, was er wolle. Sie habe daraufhin gesagt, dann sei er doch vom vielen Arbeiten sowieso schon tot. Und außerdem könne er das doch dann gar nicht mehr, sich selber beschäftigen! Mal gar nichts machen! Das habe er dann komplett verlernt. Und er würde es dann auch nicht mehr lernen. Sie hätte da jedenfalls nur gelacht. Und jetzt müßten sie ihn aufschneiden, ritsch-ratsch. Das Herz.

2 Im HNO-Stuhl Zeugin einer erbitterten Haßtirade auf Cindy Sherman geworden. Out of all places.

3 Tricoloren-Hamster.

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1 Dieses Problem tritt bei einigen Anwendern auf, die über eine Nase mit vielen Nischen verfügen.

2 Keine Details.

3 Gnarz. Wenn der Kuschelfaktor bei west wing nur nicht so hoch wäre. Meine Lieblingsfiguren sind bis jetzt (Anfang 3. Staffel) gloomy toby und margeret.

4 Im letzten Alptraum über brüchige Straßen in Köln gelaufen, mich in einer brüchigen Schule vor einem Mörder versteckt, verfolgt von einem Bus, in dem lauter Fritzls saßen. Der ganze wochenaktuelle Horror auf einen Streich, voilà.

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1 Edward? ...Mein Gott, nein. Er meidet die Gesellschaft.

2 Ich meide heute abend auch die Gesellschaft. Und via arte flimmert die xte Verfilmung von sense and sensibility über den Schirm. Sofort diffuse Sehnsucht nach Musselinkleidern, von außen weiß gekalkten Häuschen und englischen Wiesen.

3 Oh liebe Jane Austen. Messerscharf beschreibt sie die Probleme, die eine beschränkte Gesellschaft den Frauen zumutet (zumindest den Frauen einer bestimmten Schicht).

Und wie beschränkt auch unsere deutsche Gesellschaft ist, die berufstätige Frauen, sobald sie Kinder bekommen und keinen traditionell miserabel bezahlten Dienerinnen-Job ausüben, gerne wie Leergut behandelt.

4 Hab auch angefangen West Wing zu schauen. Fiel aber direkt nach The Wire arg ab. Beziehungsweise fällt gar nicht ab. Es ist etwas ganz anderes und es ist ziemlich unterhaltsam. Flinke, smarte Dialoge und ein ordentlich nervender Big-Daddy-für-alle-Präsident. Bin aber erst in der ersten Staffel und kann eigentlich noch gar nischt sagen. Zwei Sachen find ich allerdings tatsächlich bis jetzt blöd: daß sich am Ende des Tages immer alle irgendwie lieb haben müssen - und diese schreckliche Filmmusik! Bei jeder patriotischen Gefühlswallung wallt auch diese schreckliche arme Trompete auf und muß ihr schrecklich einfältiges Gefühlswallungslied blöken. Ach, waren das noch schöne Zeiten, als es noch schöne Forts gab mit schönen Türmen, auf denen einsame Trompeter ergreifend schlichte schöne Melodien bliesen. Deiner sei auch nicht vergessen, kleiner Trompeter.

5 (Ich bin natürlich doch ungerecht. Es gab keine einzige Folge, in der ich nicht auch herzlich gut unterhalten gekichert hätte. Mir steht nur meine frische The Wire-Erfahrung im Weg. Diese fantastisch kompromißlose Ernsthaftigkeit! Die Schreiber, die mir, dem Zuschauer etwas zuzumuten wagen, die mir mit von der Straße abgelauschter Sprache erzählen von Dingen, die weit außerhalb meines Radius liegen und die mich atemlos mitten hinein nehmen in ihrer Erfahrungswelt. The Wire ist für mich etwas Einzigartiges, tief bewegendes gewesen. Höchstens zu vergleichen mit der Erfahrung einer gelungenen Faust-Inszenierung oder einem großen Wagner-Ring.)

6 Vielleicht ist es ja gut, daß The Wire so für sich steht. Sonst käme ich, wie der arme Edward unter Punkt 1, gar nicht mehr zur Türe hinaus.

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letzte nacht von slim charles geträumt.

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1 Die Welt die Menschen sprechen weiter zu mir. Manchmal vergesse ich, daß ich mich eigentlich mies fühle, und es gibt diese Momente, in denen die Luft so gut riecht. Und es erzählt der Metzger, die Taxifahrerin, die Schüler, die Schülereltern, die Kollegen, die Frau im Zug, die Freunde, der Bruder, die Nichte, ich sitze in ihren Worten, dabei würde ich oft lieber einfach nur atmen und Vogelgepiepse hören. Jemand hat mir diesen Januar "Ich bin eine tolle Zuhörerin!" auf die Stirn geschrieben.

2 Allen Formulierungen, die "die Welt" und "die Menschen" enthalten, ist sofort zu mißtrauen.

3 Allen Führern ist sofort zu mißtrauen.

4 Mit dem Mißtrauen wäre man dann sofort gleich auf der ganz toll sicheren Seite. Von wegen.

5 Was würde wohl aus mir, wenn ich nicht so faul wäre?

6 Was würde wohl aus mir, wenn ich ein großes, rundes, rotierendes Ei wäre? Würde jemand mich ausstellen? Liebevoll in Holzwolle gepackt würde ich als Kunstobjekt von einem großen Museum zum nächsten großen Museum reisen, und es gäbe einen Beitrag in der 3sat-Kulturzeit.

7 fehlt.

8 Das Dorf liegt so stille.

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1 Der runde und rosige Metzger hat mir einen viertelstündigen Monolog gehalten. Über Stromspitzen, seinen Energieversorger in Duisburg, über Eisblumen in Wintern vor 30 Jahren, über die Kurzzeitpflege seines Vaters, über den zu bauenden Kamin seines Schwagers. Ich sollte mich nicht zu früh freuen, aber nach zehn Jahren im Dorf scheint das Eis zu schmelzen.

2 Diesen Januar ja ganz im Banne des "Backmeisters".

3 "The Wire" erfreut. Ein bißchen schade finde ich, daß McNulty weiß ist.

4 Während in den Tagesthemen Tom Buhrow noch sorgenzerfurcht blickte, waren die Passagiere auf CNN schon gerettet.

5 Dann weiter Obama auf CNN geschaut. Wieviele Hoffnungen dieser Mann weckt.

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1 seine gesten geraten ihm zu groß, er ist betrunken und wo andere menschen zwei schneidezähne haben, hat er keine. zweimal nacheinander erzählt er mir die geschichte, wie sein chef nicht auf ihn gehört habe, daß es zu naß für silikon sei. dann steigen wir in den bus, und er bleibt am busfahrer hängen. schwarzfahren sei ja nichts für ihn, sagt er, und der busfahrer gesteht, er habe mal schwarzfahren ausprobiert. wie er sich dabei gefühlt habe? ganz ehrlich, beschissen habe er sich gefühlt. die polizei sei schon öfter mal bei ihm zu hause gewesen, sagt der andere, aber nichts fühle sich so schlecht an wie schwarzfahren. eine schande sei das schwarzfahren. eine schande. vor schwarzfahrern verlöre er jeglichen respekt.

2 bambi. bombi. bombay.

3 pampi.

4 keanu reeves hatte einen bedenklichen bart, fand ich. so flusig.

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1 sie schaue jeden morgen zum schlafzimmerfenster raus auf den friedhof. abends schaue sie auch raus, aber da sehe man meistens nichts. sei ja dunkel. aber morgens. und sie wisse dann, eines tages läge sie da auf dem friedhof und schaue in umgekehrte richtung zurück. hinein ins schlafzimmer von dem, der dann da wohnen würde. der würde vielleicht auch rausgucken. man wisse ja aber noch nicht, wer das dann sei. vielleicht gucke der auch gar nicht. sei ja eigentlich auch egal. das sei jetzt aber nicht lustig gemeint. nur vernünftig.

2 er mache jeden tag einen spaziergang ums karree. unterdenlinden, wilhelmstrasse, leipzigerstrasse, friedrichstrasse. da schaue er den menschen in die gesichter. wie sie in den cafes säßen und kuchen äßen und kaffee tränken und lachten. er könne das nicht. er begreife das nicht, wie sie so lachen könnten. in diesen zeiten. früher einmal, ja. es könne ihn da jetzt aber auch keiner verstehen. dennoch zwinge er sich jeden tag wieder zu dem spaziergang.

3 in meiner tasche wohnt hasi-stein.

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