die sehnsucht des capitano clemente (6)
helene,
16:15
"zehn, du musst mir zehn dafür geben, alles andere wäre eine beleidigung!" sandoch'khan griff nach dem kris, der gut sichtbar im gürtel seiner ballonhosen steckte. "oh, oh, wir sind ein kleiner hitzkopf!" der händler schob das schmuckstück prüfend zwischen seine zahnstummel, "mein herr, ihr wisst doch, gewalt ist keine lösung. ...woher habt ihr den ohrring überhaupt?" "das geht dich nichts an. zehn dublonen, und er ist deiner, und du hast immer noch ein gutes geschäft gemacht." der händler prüfte nun den ohrring mit einer lupe. ganz ausgezeichnet war die goldschmiedearbeit an der schliesse. und was war das, dieser feine stempel? "hab ich diese prägung nicht schon irgendwo gesehen? dieses wappen? ist das nicht das zeichen von.....?" sandoch'khan brach der schweiss aus. nur nicht erkannt werden, das war das letzte, was ihm passieren durfte. zu weit waren die wege, die er schon gegangen war, und zu weit war der weg, der noch vor ihm lag. aber zu spät, der händler hatte begriffen: "es ist das zeichen der inseln von wundubar! nur gold, das auf wundubar veredelt wurde, trägt diese prägung!" sandoch'khan handelte schnell. er entwand dem staunenden händler den ohrring und stürzte sich in das marktgetümmel. ein paar schritte eilte ihm der händler nach, doch sandoch'khans spur hatte sich in den engen gassen schon verloren.
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die sehnsucht des capitano clemente (5)
helene,
12:13
"weisst du, warum seemänner nen goldohrring ham? miranda scheuerte den küchentisch und sang. bei "hohohooo" drückte sie den lappen besonders fest auf und plinkerte yippino zu, der die kartoffelschalen vom fussboden sammelte. "weisst du, warum seemänner nen goldohrring ham? "weisst du, warum seemänner nen goldohrring ham? "weisst du, warum seemänner nen goldohrring ham? mirandas gesang wurde durch ein klopfen unterbrochen. yippino lief zur tür. noch einmal klopfte es. yippino öffnete, und ein langer schlagschatten fiel in die hütte. der schatten eines mannes im gegenlicht der mittagssonne. es war der mann mit dem dreispitz!
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die sehnsucht des capitano clemente (4)
helene,
15:51
"treffer! versenkt!" capitano clemente lächelte müde und quälte sich aus seinen stiefeln, "eine absage ist eine absage ist eine absage, da hast du recht, doktor pfeffer." "piffpaffpuff!" erwiderte der vogel. "dir hat man die flügel gestutzt, mir gibt man kein schiff mehr, es sieht wohl so aus, als würden wir richtig festsitzen. vielleicht ist es zeit, aufzuhören mit der seefahrt. ich könnte aufs land ziehen, zurück ins dorf?" "treffer! versenkt!", schnarrte doktor pfeffer bestätigend und fand, dass ihn die überlegungen des capitano nun nicht weiter kümmern mussten. er schüttelte sich, klappte seinen federkamm einmal auf und dann wieder zu, und widmete sich dem knacken seiner frühstückskörnchen. "ich muss mit miranda sprechen. sie müssen sich ein anderes auskommen suchen."
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die sehnsucht des capitano clemente (3)
helene,
15:51
die dicke miranda liess die kartoffel, die sie gerade schälte, in den mit wasser gefüllten holzeimer plumpsen und warf yippino einen vernichtenden blick zu. "faul bist du, so faul, dass man am allmächtigen zweifeln möchte, wo er an dem tag, als deine unglückselige mutter deinem unglückseligen vater begegnete, seine gedanken hatte!" yippino duckte sich zusammen, sprechen konnte er in der tat nicht, warum, wusste niemand, aber hören konnte er sehr gut. und selbst ein taubstummer hätte die grösse von mirandas ärger an der windstärke ihrer tirade erkannt. "nutzlos wie ein sack tang!" yippino versuchte es mit einem schuldbewussten lächeln, doch miranda war so in fahrt, dass der charme des wunderschönsten zahnlückigsten lächelns, das je ein neunjähriger junge zu seiner verteidigung gelächelt hatte, seine wirkung verfehlte. "der capitano will sein frühstück vor sechs. wer bringt ihm das frühstück? na, wer? du! und wer hat ihm heute das frühstück nicht gebracht? na? wer? ...auch du!" eine weitere kartoffel plumpste in den eimer. "statt dessen läufst du am strand herum und schaust den schiffen nach! was sollen wir machen, wenn der capitano uns raus schmeisst? ich sage dir, was dann passiert! dann sitzen wir auf der strasse! dann ist nix mehr mit schön in einem haus wohnen und ein bett haben und dreimal essen am tag!" yippino senkte den blick und fühlte eine träne seine nase herab kullern. miranda bearbeitete die nächste kartoffel, schleuderte dann aber das schälmesser in eine ecke, raffte ihre röcke und schloss den jungen in ihre runden arme, "ach, mein yippino, was mach ich nur mit dir."
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die sehnsucht des capitano clemente (2)
helene,
11:48
graf edmonte, seines zeichens königlicher hafenmeister von genua, zupfte lässig an seinem spitzenjabot, "aber vielleicht will er mich diesmal überraschen?" "sire, ich..." "ach, er braucht gar nicht weiter zu sprechen. er will auch dieses jahr wieder ein schiff?" "sire, ich...", capitano clemente setzte nochmals an, doch der königliche hafenmeister winkte müde ab. "er will also auch dieses jahr wieder ein schiff. und es müsste noch nicht mal eines sein, dass im zeichen ihrer majestät in see sticht. ein lausiger kaffeebohnentransporter, der in die kolonien segelt, würde ihm schon reichen." capitano clemente nickte. "wird er es denn nie begreifen. wir kennen alle seine geschichte. er wird nie wieder ein schiff führen. und jetzt geh er nach hause, ich habe wichtigeres zu tun". der hafenmeister wandte sich einem mann zu, dessen anwesenheit capitano clemente zunächst nicht bemerkt hatte. einen schlichten schwarzen dreispitz auf dem kopf, schien die gestalt des mannes mit den tapestrien, die die wände des hafenamts schmückten, fast zu verschmelzen. wer ist das, dachte capitano clemente noch, bevor die wogen der enttäuschung über seinem kopf zusammenschlugen, und er vergass ihn sofort wieder. der unscheinbare mann mit dem dreispitz jedoch hatte die konversation zwischen capitano clemente und dem hafenmeister nicht uninteressiert verfolgt.
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die sehnsucht des capitano clemente (1)
helene,
16:42
seine eile vertuschte einiges, und heute sah er weder nach rechts noch links. die bunt bestückten wäscheleinen, knapp über seinem kopf zwischen den sich aufeinander zubeugenden ockerfarbenen häuserfronten gespannt, die frischgefangen fische in den auslagen der händler, deren leblose augen dem glanz ihrer regenbogenfarbig im morgenlicht schimmernden schuppen zu widersprechen schienen, sie entgingen ihm. capitano clementes blick war gesenkt, und er konzentrierte sich ganz auf das pflaster der genueser altsatdt, als hätte es ihm besondere mitteilungen zu machen, oder als müsse er genau aufpassen auf das einfache links, rechts, links, rechts seiner füsse. capitano clemente war gross, doch er hatte die erfahrung gemacht, dass es besser war, die eigene grösse zu verbergen. capitano clemente musste auf seine schritte achten, denn er hinkte. capitano clemente hatte es eilig. capitano clemente wollte wieder ein schiff.
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Last modified: 30.05.18, 23:40 Status
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