andersneu
Donnerstag, 10. Oktober 2002
aussenseiter für insider.

das ist gustav leonhardt.

hier siehst du glenn gould.

saiten. von hämmern geschlagen oder von vogelfederkielen angerissen. tasteninstrumente sind eigentlich ziemlich brutal funktionierende klangapparate. aber nichts möchten ihre spieler lieber, als auf ihnen singen zu können. sie trainieren ihre hände über jahre, über jahrzehnte, um dieses gefühl zu bekommen. man sieht es ihren händen an, kräftig und fein, intelligent, wenn man denn hände so nennen möchte.

wer sich durch bachs tastenmusik hört, muss irgendwann auf gould und leonhardt stossen. ich stelle sie gerne nebeneinander, weil sie so unterschiedliche ausgangspunkte und doch so vieles gemeinsam haben.

aussenseiter. gould entzog sich irgendwann der vermarktung, leonhardt mit seinem cembalo walzte sowieso nie die breiten strassen der klassikindustrie herunter. beide verbindet ein absolut zu nennendes interesse an musik und beide kommen oder kamen immer wieder auf johann sebastian bach zurück. beide vermitteln mir etwas, was ich am liebsten mit dem begriff "ehrlich" beschreiben möchte, ich kann ihnen jeden ton glauben. da ist nachgedacht und gesucht worden, da ist kluges und spielerisches, manches, was wohl einfach aus dem bauch oder von herzen kommt, auch charmantes und einfach unterhaltsames. und das liegt wohl auch an mir, die dieses romantic-artist-posing vieler anderer immer schon schrecklich verstaubt fand.

aussenseiter. trotzdem werden beide von vielen sehr verehrt. herr gould kann da nicht mehr viel zu sagen, wahrscheinlich hätts ihn wohl auch nicht so interessiert. herr leonhardt gibt selten interviews, konzertiert aber immer noch. wer die gelegenheit hat - schnell hinlaufen und hören.

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Last modified: 30.05.18, 23:40
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