andersneu
Montag, 10. Januar 2005
FACKELN IM STRUM (13)


"es wird sturm geben heute nacht", sagte ich und wickelte mich fester in mein plaid. morten, dem der in heftigen böen aufkommende wind tränen in die augen trieb, warf einen prüfenden blick in den himmel und nickte. es war fast mitternacht. und ob schon mir klar war, was nun zu tun sei, spürte ich zweifel nagen.

die schnell dahin treibenden wolkenfetzen, für momente hell und scharf umrissen im licht des vollen mondes, dann wieder wie ausgelöscht vor dem nachthimmel, ängstigten mich. die sich überstark biegenden ulmen, in deren zweigen sich der wind in einem klagenden lied verfing, schienen mir zuzurufen: "heloise, heloise! ....lass es sein! geh heim!"

wir wandten uns den anderen zu. charles mit seinem werkzeugköfferchen, märtha und veronique, ich blickte von einem zum anderen. welche entschlossenheit sie ausstrahlten, wie schwach ich mich fühlte.

"heloise, hab keine angst", morten war dicht zu mir heran getreten. "die drottendingdongholmer haben zwar entgegen der familienhistorie noch nie irgendwo einen blumentopf gewonnen, geschweige denn eine schlacht geschlagen, und ich als dienstbote in sieben generationen folge weiss das am besten, dennoch sind sie keine schisser. nosfi wartet und will erlöst werden. wie auch immer die sache ausgeht, etwas gutes wird sie haben."

"wie, noch nie irgendwo was gewonnen", ich war verblüfft, "aber was ist mit ururururonkel eduarde, dem held von austerlitz, seite an seite mit napoleon, der..."

"dein ururururonkel eduarde war mal irgendwann in wandlitz, aber in austerlitz ist er nie gewesen", morten zuckte mit den schultern, "er hats nur nachher überall rumerzählt und so getan als ob, um sich fesch zu geben, wie das so üblich war in der zeit."

"wandlitz, siehste, hab ich doch gesagt", veronique gähnte.

"ist doch sympathisch, dieser ganze heldenschnickschnack ist ja wohl...na egal", sagte charles. "by the way, wenn wir jetzt nicht endlich aufbrechen, können wir die ganze sache vergessen."

der wind blies uns heftig entgegen, als wir zum schloss liefen. ich hob meine hand, um an die schlosstür zu klopfen. doch noch ehe ich sie berührt hatte, öffneten sich die schweren torflügel lautlos und wie von zauberhand.

ich nahm meinen mut zusammen und trat über die schwelle. die eingangshalle lag in völliger dunkelheit. wo war nosfi, ich versuchte mich zu orientieren.

als ich mich umwandte, um die anderen herein zu winken, sah ich gerade noch, wie sich die torflügel wieder schlossen, so lautlos und schnell, wie sie sich geöffnet hatten. doch weder morten noch einer der anderen hatte es geschafft, hinein zu kommen!

ich war allein.

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